Wie sehen junge Führungskräfte die Lage in Deutschland? Nach einer Umfrage der WirtschaftsWoche und The Boston Consulting Group entspannt das Land im Wohlfühlmodus. Doch das ist riskant.
Von „spätrömischer Dekadenz“ zu sprechen, würde zu weit führen. Die Wohlfühlatmosphäre in Deutschland könne aber trügerisch sein, glauben die Vordenker, mehrheitlich Führungskräfte von im Schnitt 40 Jahren. Das ist das Ergebnis einer Analyse von The Boston Consulting Group (BCG) und WirtschaftsWoche, der eine Befragung von Top-Talenten der deutschen Wirtschaft zugrunde liegt.
Drei Viertel der Vordenker bewerten die Lage Deutschlands als „sehr gut“ oder „gut“ – in Schulnoten gemessen, geben sie der Bundesrepublik im Schnitt eine 2,4. Die Politik beeinflusst entscheidend, wie gut die Volkswirtschaft ihren materiellen Wohlstand in Wohlbefinden umwandelt. Die aktuelle BCG-Analyse „Sustainable Economic Development Assessment“ (SEDA), die auf Daten und Experteneinschätzungen aus 162 Ländern basiert und diese miteinander vergleicht, kommt zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Das empfundene Wohlbefinden der Bürger in Deutschland erreicht 93,5 von 100 Punkten. „Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist derzeit sehr gut“, sagt Benjamin Grosch, Partner bei The Boston Consulting Group und Experte für den öffentlichen Sektor. „Wir haben eine hohe Beschäftigungsquote, der Mittelstand floriert zum großen Teil, die meisten Menschen bekommen vom Wohlstand etwas ab.“